Der Kachelofen kann was – Inbegriff der Behaglichkeit

Interview aus der Zeitschrift „feuer & flamme“ Ausgabe 2018/19

DI Dr. Thomas Schiffert ist Leiter des Österreichischen Kachelofenverbandes (KOV) in Wien. Der KOV macht es sich zur Aufgabe, die Vorteile und technischen Möglichkeiten des Heizens mit Scheitholz an die Öffentlichkeit zu tragen. Das Magazin feuer & flamme sprach mit Dr. Schiffert über die tollen Eigenschaften des Kachelofens und seiner ökologischen und energiesparenden Art des Wärmegewinns.
DI Dr. Thomas Schiffert

DI Dr. Thomas Schiffert

feuer & flamme: Warum soll man heutzutage wieder mit einem Kachelofen heizen?

Dr. Schiffert: Ganz einfach – weil die Zeit dafür reif ist! Die Unabhängigkeit von Energieversorgern und von Energiezulieferern aus dem Ausland sind Themen, die für das Heizen mit Scheiholz sprechen. Die sprichwörtliche Behaglichkeit des Kachelofens ist wissenschaftlich bewiesen und stellt ein wesentliches Motiv für die Anschaffung dar. Gerade moderne Bauweisen wie das Niedrigenergie- bzw. Passivhaus bieten ideale Voraussetzungen für den Kachelofen.

feuer & flamme: Worauf muss man bei der Anschaffung eines Kachelofens besonders achten?

Dr. Schiffert: Das Wichtigste ist, sich rechtzeitig an den Hafner seines Vertrauens zu wenden. Er informiert über die erforderlichen Vorausseztungen. Unabdingbar ist jedenfalls das Vorhandensein eines Schornsteins. Außerdem ist auf eine ausreichende statische Belastbarkeit des Aufstellungsbodens und möglichst zentrale Platzierung des Ofens im Haus zu achten. Speziell bei Niedrigenergie- oder Passivhäusern ist die Planung eines Verbrennungsluftkanals erforderlich. Dieser kann entweder im Schornstein integriert sein, oder aber auch über den Fußboden, bzw. die Kellerdecke geführt werden. Übrigens gibt es heute technische Lösungen für das Nachrüsten eines Schornsteins im Altbau, zum Beispiel bei einer Sanierung.

feuer & flamme: Gibt es eigentlich Förderungen für die Anschaffung?

Dr. Schiffert: In vielen österreichischen Bundesländern gibt es Förderungen, meist speziell für den Fall einer Ganzhausheizung mit dem Kachelofen. Zahlreiche Gemeinden bieten ebenfalls Förderungen für Kachelöfen an. Details dazu gibt es beim Hafner oder auch bei uns im Internet. Darüber hinaus bieten auch die Bausparkassen eigene Finanzierungsmodelle an. Damit muss man nicht jahrelang auf einen Kachelofen hinsparen, sondern kann seinen Traumofen gleich genießen und ihn über einige Zeit abzahlen.

feuer & flamme: Eignet sich der Kachelofen auch für Niedrigenergie- und Passivhäuser?

Dr. Schiffert: Der Kachelofen ist prädestiniert für das Niedrigenergie- und auch für das Passivhaus. Dort kann er einen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung liefern und damit die gesamten Energiekosten deutlich senken. Die optimale Platzierung eines Kachelofens ist im Zentrum der Wohneinheit. Beachten sollte man dabei, dass die Versorgung mit der erorderlichen Verbrennungsluft gewährleistet ist.

feuer & flamme: Wie aufwändig ist es in der Praxis, einen Kachelofen zu heizen?

Dr. Schiffert: Heizen mit dem Kachelofen ist seit jeher sehr komfortabel. Durchschnittlich reicht das einmalige Auflegen von Holz für den ganzen Tag. In neuester Zeit wurde der Komfort durch Absperrautomatiken noch weiter optimiert. Damit kann man nach dem Anzünden das Haus, bzw. die Wohnung ohne Sorge verlassen. Das Schließen der Zufuhr von Verbrennungsluft erfolgt automatisch zum richtigen Zeitpunkt.

feuer & flamme: Wem würden Sie einen Kachelofen enpfehlen?

Dr. Schiffert: Grundsätzlich jedem! Besonders sinnvoll ist er natürlich für Familien und für Menschen, die gern zuhause sind. Aber auch Berufstätige können aufgrund der technischen Möglichkeit wie die Absperrautomatik die behagliche Strahlungswärme eines Kachelofens genießen und ihn im Falle einer veränderten Wohnsituation dann mitnehmen. Besonders vorteilhaft ist der Kachelofen natürlich auch für Menschen mit gesundheitlichen Problemen. Weil die Raumluft kaum bewegt wird, gibt es zB kaum Staubaufwirbelungen. Das hilft Allergikern. Laut einer AKH-Studie wirkt sich die Kachelwärme positiv auf Rheumakranke aus und darüber hinaus haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass die Strahlungswärme für die Pulsfrequenz beruhigend ist und insgesamt die Entspannung nach Stressbelastung fördert.

feuer & flamme: Danke für das informative Gespräch!